Leiter des Polizei-Abschnitts
Interview 2014 mit Jens Splettstöhser, Leiter des damaligen Abschnitts 56 (heute 48)
Wie war Silvester in der Gropiusstadt? Gab es viel Unfälle mit Böllern oder andere Probleme um den 31.12.2014 herum?
Also 2014 war kein besonderes „Highlight“, es fügt sich ganz normal in das Silvester-Szenario der letzten Jahre ein. Im Vergleich zum letzten Jahr war es sogar etwas ruhiger. Aber natürlich ist es nie wirklich ruhig – Silvester ist eben ein besonderer Tag! Aber wir haben hier im Abschnitt 56 – wie auch stadtweit – 2014 leichte Rückgänge gehabt.
Sind es denn vor allem Jugendliche, die Schäden verursachen?
Nun, mit Böllern sicherlich. Leider ist es ja in der Altersgruppe der Heranwachsenden so, dass regelrecht gespart wird und „Omas Weihnachtsgeld“ sofort in Böller umgesetzt wird. Und da geschieht natürlich auch am meisten. Zum einen durch unsachgemäße Handhabung und dann wird auch rücksichtslos damit umgegangen. Leider werden Raketen nicht immer, wie vorgesehen, steil in die Luft abgeschossen, sondern die nachbarschaftliche Feiergruppe wird da schon mal als potenzieller Gegner ausgemacht. Und das ist eben kreuzgefährlich!
Gibt es denn generell viel Ärger mit Jugendlichen? Nimmt die Rücksichtslosigkeit zu?
Kann ich eigentlich nicht feststellen. Es ist klar, die Gropiusstadt ist ein Gebiet, in dem sehr viele Menschen auf engem Raum zusammenleben, wo somit auch viele Jugendliche ihre Treffpunkte haben. Und dort wo die sind, also beispielsweise rund um die Gropius Passagen, gibt es mehr Kriminalität. Aber dass es sich in besorgniserregendem Maß irgendwo deutlich machen würde, oder Tendenzen zum Schlechteren gäbe, kann ich nicht bestätigen – im Gegenteil! Es gab in den vergangenen Jahren eine Diskothek in den Gropius Passagen, und seitdem die raus ist, ist es viel besser geworden.
Aber natürlich gibt es immer mal wieder Vorfälle. Die meisten Bewohner sind ja friedlich und unauffällig, aber es gibt natürlich gerade im sozial schwächeren Milieu auch mal Straftäter, die manchmal auch gemeinsam Straftaten vollführen. Wir haben auch leider immer wieder mal Raubtaten, vor allem an den U-Bahnhöfen entlang der Linie 7. Aber im Vergleich zu anderen Stadtteilen hält sich das hier völlig im Rahmen. Die Gropiusstadt ist da überhaupt kein negatives Beispiel!
Was wird denn unternommen von Seiten der Polizei?
Also – was Silvester betrifft, ist das natürlich immer ein Tag des Ausnahmezustands, genauso wie bei der Feuerwehr. Wir fahren immer personell verstärkt Streife. Üblicherweise sind zum Beispiel in der Samstagnacht – der Samstag gilt bei uns als der am meisten belastete Tag – fünf Funkwagen im Gebiet unterwegs. Silvester haben wir neun! Jedes Fahrzeug, das zur Verfügung steht, wird besetzt und trotzdem reicht es Silvester nicht aus. Wir müssen da leider Prioritäten setzen: Wenn es unter Alkoholeinfluss zu Schlägereien oder Familienstreitigkeiten kommt, kümmern wir uns darum natürlich zuerst. Da kann es schon mal passieren, dass das unrechtmäßige Abbrennen von Feuerwerkskörpern in der Priorität nach hinten rutscht. Wir geben uns alle Mühe – aber wir müssen in dieser Nacht sehen, wie wir da allem bestmöglich - nämlich je nach Gefährdungslage - gerecht werden können. Aber jeder Anrufer bekommt auch eine Rückmeldung und wir kümmern uns darum. Nur Silvester unter Umständen nicht sofort.
Im Moment gibt es einigen Vandalismus zu bemerken: Unter anderem wurde die Litfaßsäule vor dem Gemeinschaftshaus demoliert, das Glas vom Aufzug zum U-Bahnhof am Lipschitzplatz und das der Telefonzelle daneben ist kaputt und in tausend Stücke zersplittert, mal ganz abgesehen von den Bränden in der Kita und am Wildhüterweg. Nimmt der Vandalismus in der Gropiusstadt zu?
Nein. Leider ist es in der Silvesternacht typisch, dass die Scheiben der BVG-Wartehäuschen demoliert werden, offenbar wird da gern ausprobiert, was so eine Glasscheibe aushält. Das haben wir leider jedes Jahr - wie gesagt, Silvester ist ein Ausnahmetag! Leider werden ja auch immer wieder Böller unbekannter Herkunft gezündet – die können wirklich großen Schaden anrichten!
Die Gropiusstadt ist also insgesamt kein gefährliches Pflaster?
Nein. Wir haben hier wirklich kein besorgniserregendes Problem. In Großsiedlungen wohnen einfach sehr viele Menschen auf engsten Raum, da gibt es – allein bei der Menge an Menschen – immer ein paar Böse unter all den Guten. Im Vergleich zu anderen Gegenden und auch anderen Großsiedlungen ist die Gropiusstadt aber ein ruhiges Viertel.
Und wenn es um Ruhestörungen um Silvester geht – würde ich mir eine Portion mehr Gelassenheit wünschen. Wenn es allerdings zu körperlichen Angriffen kommt, Feuerwerkskörper dazu benutzt werden, Briefkästen zu sprengen oder auf Menschen geworfen werden – bitte unbedingt 110 anrufen!! Wir kommen so schnell es geht und kümmern uns darum. Denn das kann man nicht mehr als harmlos betrachten, das sind ernsthafte Gefährdungen und das wird von uns dann auch verfolgt! Niemand sollte sich scheuen, die Polizei anzurufen, denn nur dann können wir etwas unternehmen! Wir können ja nur intervenieren, wenn wir rechtzeitig Kenntnis von den Dingen erhalten. Das gilt sowohl bei Jugendgruppen, die sich verdächtig aufführen, als auch bei verdächtigen Personen im Hausflur, die da nicht hingehören. Rufen Sie uns an! Niemand muss dafür bezahlen, wenn er einen Funkwagen alarmiert - es sei denn, er tut es böswillig. Wir kommen lieber zweimal zu viel, als einmal zu wenig!!