Gründungstafeln

Die Gründungstafeln - und der Name der Großsiedlung

Die Grundsteinlegung für die GROPIUSSTADT war 1962, aber da hieß sie noch gar nicht Gropiusstadt. Längst schon hatte der Volksmund den Namen für die „Großsiedlung BBR“ (Abkürzung für Berlin Buckow Rudow) gefunden, nämlich: „Gropiusstadt“. Da beschloss 1968 die degewo - immerhin schon sechs Jahre nach der Grundsteinlegung ;-) - einen Wettbewerb unter Ihren Mietern auszuschreiben, um einen Namen für den südöstlichen, überwiegend von ihr bebauten, Teil der Siedlung zu finden. Die etwa 1000 Einsendungen wiesen teilweise bizarre Vorschläge auf. Von „Konrad Adenauer“ bis „Zonenblick“ reichte die Spanne.

Das Bezirksamt Neukölln, die Bezirksverordneten-Versammlung und die degewo einigten sich dann aber, keine Teilbenennung vorzunehmen, wohl auch weil kein Vorschlag wirklich überzeugte. Es dauerte jedoch weitere vier Jahre, bis der Begriff „Gropiusstadt“ amtlich wurde.

Am 16. September 1972 enthüllten in Anwesenheit der Witwe Walter Gropius, der Bausenator Schwedler und der Neuköllner Bezirksbürgermeister Stücklen dann an den überirdischen Zugangspavillons des U-Bahnhofs „Johannisthaler Chaussee“ Bronzetafeln, die den Bahnhofsnamen mit dem Zusatz „Gropiusstadt“ zeigten. Außerdem enthielten sieben Bronzetafeln erläuternde Texte dazu (vier auf der Nordseite, drei auf der Südseite, Tafeln 1-3 sind doppelt).

Text der Tafeln
(die Tafel 4 befand sich nur am nördlichen Eingang):

1) Dieser Stadtteil trägt den Namen des
Architekten und Lehrers Walter Gropius,
der am 18. Mai 1883 in Berlin geboren,
am 5. Juli 1969 in Boston/USA gestorben
ist. Er war der Gründer des Bauhauses.

(2) Das Land Berlin beauftragte
Walter Gropius, diesen Stadtteil
zu planen und die bau-
liche Gestaltung zu betreuen. Der Grund-
stein wurde 1962 gelegt.

(3) In diesem neuen Stadtteil leben nach der
Fertigstellung mehr als 50000 Berliner
in rund 18000 Wohnungen. Die U-Bahn sorgt
für die schnellste Verbindung zur City.

(4) Im Rahmen seiner Gesamtplanung entwarf
Walter Gropius die Schule und die Wohn-
gruppierung an der Lipschitzallee sowie
das Hochhaus am Wildmeisterdamm.

Bei der Fertigstellung des südlichen Zugangs zur U-Bahn im Zuge des Neubaus des Einkaufszentrums „Gropius Passagen“ wurden der ganze Bereich und auch der nördliche, jenseits der Johannisthaler Chaussee liegende Eingang völlig umgestaltet und die Tafeln leider entfernt. Sie befinden sich jetzt an der Außenseite des neuen Eingangspavillons hinter Glas. Man veränderte auch die Reihenfolge. Man findet sie kaum zwischen Werbung für die Geschäfte im Eingangsbereich der Gropius Passagen.
Sie führen dort leider ein kaum beachtetes – und ihrer Bedeutung völlig unangemessenes – Dasein.

Das 60jährige Jubiläum der Grundsteinlegung am 07.11.2022, gleichzeitig 20jährige Wiederkehr der Ortsteilwerdung, wäre ein guter Anlass, die Tafeln auf dem Bahnsteig so prominent anzubringen, dass Sie dort wieder zur verdienten Geltung kämen!

Text:
Hans-Georg Miethke